die Gurtfarben
Bedeutung und symbolik der gurtfarben
DER WEISSGURT (ohne Kyu)
Die Stufe der Reinheit und der vorhandenen Möglichkeiten
In der Natur kommt weder schwarz noch weiss – wenn überhaupt – in seiner reinsten Form vor, deshalb werden beide Erscheinungen oft als Nichtfarben bezeichnet. Weiss reflektiert alle Lichtquellen, nimmt also keine auf, da es schon das ganze Farbspektrum enthält. Der Weissgurt symbolisiert somit die Möglichkeit des neuen Schülers, höhere Stufen zu erreichen. Du hast es in dir – durch das Training wirst du es aus dir herausholen. Emerson erinnert uns: „Nur das, was in uns liegt, können wir auch in der Aussenwelt wahrnehmen“. All deine Träume und Hoffnungen stecken schon in dir drin. Dies gleicht einem Edelstein, der durch Schlammschichten verkrustet ist, die mit dem „Meissel der Entschlossenheit und des Vertrauens“ nur noch weg gespitzt werden müssen.
Weiss symbolisiert die Reinheit. Der neue Schüler wird als rein bezeichnet, weil er nichts über die Anforderungen der Kunst weiss, gar keine Erfahrung darin hat. Das Herz des Weissgurtes ist voller Hoffnung. Aus dieser Hoffnung spriesst der erste Enthusiasmus, zu trainieren und zu lernen. Höre dem Lehrer zu und lerne, reflexartig auf seine Anweisungen zu reagieren.
Schon von der ersten Rumpfbeuge an ist die Reinheit des Weissgurtes für immer vergangen, dies kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Der Gürtel nimmt Schweiss und Staubpartikel auf und verliert dabei seine ursprüngliche Farbe. Die Reise nach oben durch das Farbenspektrum hat begonnen. Setze dir Ziele im Training und arbeite unaufhaltsam darauf hin.
Neben dem Schwarzgurt ist der Weissgurt der Wichtigste im Leben des Karateka. All die neuen Techniken, all die Regeln und Anforderungen im Dojo, all die neuen körperlichen und geistigen Ansprüche stellen die wichtigsten Punkte dieser Stufe dar – durch Hingabe kann sich dein ganzes Leben für immer verändern, wie weit du dabei gehen willst, bleibt ganz dir überlassen.
Als Weissgurt brauchst du nicht zu eilen. Konzentriere dich darauf, die grundlegenden Dojo-Regeln der Höflichkeit zu erlernen, und entwickle die Gewohnheit des regelmässigen Trainingsbesuches. Arbeite beständig an deiner Fitness. Gewöhne dich an den Ablauf des normalen Trainings. Zeige dir selber, dass du gewillt bist, die erwünschten Anstrengungen zu erbringen. Niemand nimmt dir übel, dass du gewisse Techniken nicht ausführen kannst, aber wenn du Bereitschaft zeigst alles zu tun, um sie zu erlernen, so werden dir alle mit Vergnügen dabei helfen. Die unausgesprochene Regel des Dojos lautet, dass man für die Bereitwilligkeit, etwas zu leisten, akzeptiert wird. Es ist überhaupt keine Schande, ein Weissgurt zu sein. Trage ihn mit Stolz. Auch der Meister war einmal ein Weissgurt. Aber gib immer dein Bestes. Das ist das einzige, was man von dir verlangt.
DER ROTGURT (10. / 9. Kyu)
Die Stufe der Stabilität
Rot entspricht der Eigenschaft der Masse oder des Widerstandes. Es ist die Farbe des menschlichen Steissbeinzentrums, dessen Element die Erde ist, das gröbste der Elemente. Nach einigen Monaten harten Trainings wird sich der Gurt des neuen Schülers etwas beschmutzt haben und erhält deshalb eine leichte dunklere Schattierung. Dies ist der Zeitpunkt, sich auf die Prüfung zum Rotgurt vorzubereiten. Man lässt die Nichtfarbe Weiss hinter sich zurück, um den ersten Schritt auf dem Wege seiner Entwicklung zu nehmen.
Für den Schüler, der für die Rotgurtprüfung trainiert, bedeutet das Element Erde, dass Stabilität in seinem Training ein Schwerpunkt sein soll. Der Hauptbelang ist das Verstehen der körperlichen Grundlagen. Dies kann durch das konzentrierte Üben der Stabilitäts-Grundstellungen zenkutsu-dachi, sanchin-dachi und kiba-dachi und durch die Körperkontrolle beim korrekten Gleiten über den Boden in diesen Stellungen erreicht werden. Sosai Oyama sagte seinen Schülern oft: „tachi sannen“, „drei Jahre für die Grundstellungen“. Der Karateka beginnt seine ernste Reise mit dem Erlernen, die richtige Stellung zu fühlen. Durch die verbesserte Stabilität erhält man ein elementares Gefühl für dynamisches Gleichgewicht.
Die grundsätzliche Kontrolle des Gleichgewichtes im Karate erhält man, indem man lernt, das in sich zentrierte Gewicht zu fühlen. Dies fördert gute Haltung, was Mas Oyama in den Kampfkünsten für einen sehr wesentlichen Punkt hielt. Korrekte Stellung erlaubt uns, den Gegner klar zu sehen, uns völlig auf seine, wie auch unsere eigenen Absichten zu konzentrieren.
Mit solchem Training entwickelt man eine grundsätzliche, sehr praktische Feinfühligkeit in den Füssen und Beinen – man fühlt, wie man richtig in einer Stellung steht. Fudo! Kraft und Fortschritt bauen auf einer festen Grundlage auf.
Die Grundlage findet man nicht nur in sich selber, sondern auch im Trainingsumfeld, dem Dojo. Um gleichmässigen Fortschritt zu erzielen, sollte der angehende Rotgurt gründlich mit den Verhaltensregeln und Vorgängen im Dojo vertraut sein, worauf sich das Training wie das Leben des Karatekas abstützt.
Der sich auf den Rotgurt vorbereitende Weissgurt versteht das Karate nur oberflächlich, sein Karatestil widerspiegelt dies. Sein Bewusstsein beschränkt sich auf Muskelgewebe und Knochen. Das Training konzentriert sich grob gesagt auf das Bewegen derselben. Man hört hin und wieder die Aussage fortgeschrittener Schüler bezüglich des Kämpfens mit Weiss- und Rotgurten, dass jene nur aus Knochen, Knien oder Ellbogen bestünden. Dort befindet sich das Bewusstsein des Anfängers.
Um die Techniken zu erlernen, muss man zuerst wissen, wann die verschiedenen Körperteile wo sein sollten. Auf Anliegen wie das Erreichen maximaler Kraft mittels Technik kann man erst nach dem grundsätzlichen Verständnis der Positionierung des Körpers und der Koordination aller Körperteile eingehen.
So baut man sich die Grundlage für einen starken, geradlinigen Weg. Die gute Grundlage ist unerlässlich für das Erreichen eines höheren Niveaus auf irgendeinem Gebiet. Miyamoto Musashi vergleicht den Lebensweg des Kampfkünstlers mit dem eines Zimmermanns, der, um etwas Gutes leisten zu können, Werkzeuge haben muss, die immer aufs schärfste geschliffen sind.
Wenn der Zeitpunkt der Rotgurtprüfung gekommen ist, hat sich die grundlegende Gewohnheit einer guten körperlichen Fitness schon eingespielt. Man nimmt den neuen Lebensstil voller Ehrgeiz, Dankbarkeit, Ausdauer und Lebenskraft an. Man muss sich selbst dazu verpflichten, an den Trainings teilzunehmen. Überwinde die selbstschadende Sturheit, die dem Wunsch nach persönlicher Verbesserung entgegenhält, indem sie dazu verführt, bei der kleinsten, billigsten Entschuldigung dem Dojo fernzubleiben. Der Rotgurt sollt versuchen, begeistert am Training teilzunehmen und auch seine Träume von grossartigeren zukünftigen Ereignissen zu bewahren.
DER BLAUGURT (8. / 7. Kyu)
Die Stufe der fliessenden Bewegung und der Anpassungsfähigkeit
Nachdem man nach einiger Zeit das Rotgurtprogramm gelernt hat, sollte man sich auf den achten Kyu, den Blaugurt, vorbereiten. In Japan sagt man diesem Grad auch zizu-iru obi, „Grad der Farbe des Wassers“, oder hellblauer Gurt. Diese Farbe symbolisiert das Element Wasser, das zum menschlichen Kreuzbein – Rückenmarkszentrum gehört. Obwohl die Farbe dieses Zentrums eigentlich organge ist (deshalb haben andere Kampfkunstsysteme an dieser Stelle den Orangegurt), erinnert das Hellblau den Karateka an die fliessende Art des Wassers.
Der auf den Blaugurt trainierende Karateka entwickelt die grundsätzliche Fähigkeit, sich aufgrund verschiedener Reize flüssig an etwas anzupassen, darauf zu reagieren, wie sich das Wasser der Form der es enthaltenden Gefässe anschmiegt. Diese Fähigkeit verbessert man durch Kumite, zuerst Yakusoku – Kumite, später Jiyu – Kumite – freier Kampf.
Unabhängigkeit wird sich einstellen und der angehende Blaugurt beginnt, sich zu überlegen, wie er sich das Karate aneignen kann, um seinen körperlichen Stärken und Schwächen am besten zu entsprechen. Der Blaugurt konzentriert sich auf die Handtechniken, speziell auf das Fühlen des richtigen Griffes, was so wichtig ist, aber oft übersehen wird. „Nigiri sannen, tachi sannen, tsuki sannen“. „Drei Jahre für den Griff, drei Jahre für die Stellung, drei Jahre für den Schlag“. Als Rotgurt verbrachte der Schüler viel Zeit mit der Entwicklung des Gefühls für die Festigkeit seines Standes. Die nächsten zwei oder drei Jahre wird der Karateka täglich daran weiterarbeiten, währenddem er versucht, das Gefühl für den richtigen Griff zu entwickeln. Indem er dies mit der korrekten Stellung koordiniert, kann der Karateka versuchen, das Gefühl für den richtigen Schlag zu fördern.
Mit dem entsprechenden Training entwickelt man einen starken Körper, vor allem Oberkörper und Arme. Der Karateka trägt mit einer ihm liegenden Oberkörperstärkund zusätzlich dazu bei, sollte jedoch Liegestützen auf Knöcheln oder Fingerspitzen, ab dem 16. Alterjahr, spezielle Achtung schenken. Das Erdelement (Rotgurt) wird aber auch nicht vernachlässigt: neue Stellungen, Bewegungskonzepte und Fussarbeitabläufe werden entwickelt, um den wachsenden Körper des Wissens zu stärken.
Eine der Stärken des Blaugurts sollte körperliche und geistige Felxibilität sein, deshalb sollte er sich an regelmässiges Dehnen gewöhnen, um seine Geschmeidigkeit zu verbessern. Er lernt auch, sich anzupassen, indem er die Schwäche überwindet, alles und jedes mit einer starren geistigen Einstellung anzugehen.
Diese Flexibilität erlaubt den Fortschritt zu den Anforderungen des nächsten Grades. Kombiniert mit der Fitness und dem Wissen des Rotgurtniveaus kann der Karateka Koordination entwickeln – er lernt, Gleichgewicht und Technik die ganze Zeit über zu kontrollieren. Dies gestattet wiederum, dass man alle Waffen in seinem Arsenal nicht einfach als unabhängige Dinge erkennt, sondern als die vielen Facetten derselben Einheit.
Vor allem lernt der Blaugurt jedoch, das nörgelnde Drängen „es leicht zu nehmen“ zu überwinden, ohne entmutigt zu werden. Dies ist wichtig. Diese Trockenzeiten, wie sie genannt werden, so sich Enthusiasmus manchmal bis zum Punkt der Verzweiflung wendet, können dem Karateka jederzeit in seinem Leben erscheinen. Sie gehören auch zum Training, niemand ist immun gegen die Verwirrung, die sie stiften. Deshalb ist es ausserordentlich wichtig, dass man sie erkennt und mit ihnen richtig umgehen kann.
Das Training für den Blaugurt ist energetisch. Der Schüler beginnt wirklich, die durch Karate verbesserte Gesundheit zu spüren, die verbesserte Durchblutung und Muskeltonus, das stärkere Herz-Kreislauf-System, weniger Körperfett, vergrösserte Körperstärke und ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens. Der Bezug des Schülers zum Karate wird gefestigt. Er versucht, die negativen Züge des Elementes Wasser zu überwinden, wie zum Beispiel Stolz und Gleichgültigkeit – er sollte jetzt zusätzlich unter anderem die Geschichte des Karate, die Terminologie, Verhaltensregeln studieren.
Kenne deine Grenzen und sieh ein, dass es noch viel zu lernen gibt. Die Stufe des Blaugurtes besteht aus einer Phase der Vertiefung des Stoffes des Rotgurtes und des Studiums und Aneignens des Gelbgurtprogrammes.
Im Wesentlichen durchläuft Wasser all seine Stadien unverändert. Ob im ruhigen, besänftigenden Rieseln eines Bächleins, im Tosen eines Wasserfalles oder in der Gewalt einer Gezeitenweisse – das Element ist und bleibt Wasser. Der Karateka muss lernen, sich auch im Leben anzupassen, alle Aktivitäten im gleichen ungestörten Geisteszustand auszuführen. Ob ruhig beim Rasten, oder inmitten einer wilden Schlacht bleiben Geist und Seele des wahren Karatekas unerschüttert.
Man nennt diese Haltung heijoshin – den unveränderten und unberührten Geisteszustand. Als Karateka sollten wir immer nach diesem Zustand streben, denn nur diejenigen, welche die ständige unberührte Gegenwart des Geistes erhalten können, sind fähig, den Weg der Kampfkünste vollständig zu begehen. Der Verlust der Selbstkontrolle führt zu ungezügelter Wut und Angst. Das würde bedeuten, dass Kämpfen zu einer körperlichen Tätigkeit würde. Kämpfen ist eine Geistesangelegenheit. Zeige keine Gefühle. Der Verlust des geistigen Gleichgewichtes zieht den Verlust der geistigen Stärke mit sich. Der gefährlichste Mensch ist derjenige, der im Angesicht der Gefahr keine Gefühle zeigt. Dies ist heijoshin.
DER GELBGURT (6. / 5. Kyu)
Die Stufe der Behauptung
Nach etwa sechs Monaten ernsthaften Trainings legt der Blaugurt die Prüfung für den sechsten Kyu, also Gelbgurt, ab. Die Farbe Gelb entspricht dem dritten menschlichen Rückenmarkszentrum, dessen Element das Feuer ist. Durch die Polarität steht dieses Zentrum in Verbindung mit seika tanden, der einen Stelle im tieferen Unterleib, welche in der japanischen Philosophie und in den Überlieferungen der Kampfkünste so oft erwähnt wird. In ihr sammelt sich die psychisch-kreative Energie, sie ist das körperliche Zentrum des Gleichgewichtes und liegt unterhalb des Bauchnabels. Man nennt diese Region des Unterleibes auch Hara. Der auf den Gelbgurt trainierende Schüler sammelt sein Bewusstsein im Hara. Demzufolge sollte er versuchen, das Prinzip zu verstehen, Kraft durch Hüfte und Taille zu entwickeln. Durch viel Training lernt man, das die Kraft eines Schlages oder Trittes nicht in der Hand oder im Fuß entsteht. Das Bewegen des schlagenden Körperteils ist von zweitrangiger Bedeutung – es ist der Körper, hauptsächlich der Hara, der diese Kraft erzeugt.
Sosai Oyama betonte im Training häufig, daß man sein Bewusstsein im Hara fokussieren soll. Beim Schlagen konzentriert man sein Bewusstsein zusätzlich auf den Latissimus dorsi, der dazu beiträgt, den Ellenbogen nahe am Körper zu halten und so die Einheit von Körper und Arm ermöglicht. Auf diese Weise ermöglicht man dem Hara, seine Kraft durch den Arm zu übertragen. Wenn man sich beim Trainieren nicht auf den Hara konzentriert, erhält man den Eindruck des Auf- und Niederwippens; der Körper scheint zu versuchen, Kraft nur aus der Schulter zu generieren. Kralle dich mit den Zehen in den Boden, senke deinen Schwerpunkt und fühle, wie du durch eine unsichtbare Verbindung, die dich vom Gürtel an abwärts zieht, mit dem Boden verwurzelt bist. Konzentriere dich auf den Hara und fühle wie die Energie daraus strömt. Deine Fähigkeiten werden sich drastisch verbessern.
Die Kraft, die aus dem Hara kommt – im Gegensatz zu der von Armen und Schultern – kann mit dem Abfeuern eines Hochleistungsgewehres verglichen werden. Du kannst versuchen, die Kugel von Hand so weit wie möglich zu werfen, aber es wird dir natürlich nicht gelingen, die gleiche Durchschlagkraft wie die des Gewehrs zu erreichen. Man sieht, die zerstörerische Kraft der Kugel steckt nicht in der Kugel selbst, sie hängt eher vom Zündpulver und von der Bohrung des Gewehrs ab. Dasselbe gilt auch für die Kraft eines Schlages: Sie hat sehr wenig mit der Hand zu tun, aber alles mit der Energie, die im Körper erzeugt wird. Natürlich trägt die Kraft in der Hand, vor allem der feste Griff, viel dazu bei, diese Durchschlagkraft zu ermöglichen. Eine weiche Schaumstoffkugel, die aus einem Gewehr abgefeuert wird, erzielt nicht die normale Feuerkraft des Gewehres. Eine schwache Hand ist nicht fähig, die im Hara erzeugte Energie vollständig zu übertragen.
Durch die Vorbereitung auf den Gelbgurt wird sich der Karateka über die wichtige Rolle der „einen Stelle“ besonders bewusst. Er erinnert sich vor jedem Training daran, währenddem er sich den Knoten des Obi (Gürtel) bindet. Der Obi wird direkt über dem Hara geknotet, so verbindet er symbolisch als Vorbereitung auf das Training Körper und Geist an dieser Stelle. Demzufolge sollte man das Binden des Obi als Ritual betrachten, die Konzentration bedächtig in den Knoten und ins Energiezentrum zentrierend, welches darunter liegt. Falls dein Geist im Training abschweift, dann drücke den Knoten des Obi einfach ein wenig hinein; du fühlst den leichten Druck auf dem Hara und bringst deine Konzentration bewusst dorthin zurück, wo sie sein sollte.
Bis zum Gelbgurt konzentriert sich der Schüler lediglich auf die körperlichen Aspekte – Gleichgewicht, Stabilität, Koordination von Auge und Hand und allgemeine technische Fähigkeiten. Der Gelbgurt sollte sich nun nicht mehr nur mit körperlichem Training, dynamischem Gleichgewicht und Koordination befassen, sondern auch mit den psychologischen Aspekten des Trainings – Auffassungsgabe, Wachsamkeit, Bestimmtheit und andere Ausdrucksformen der Willenskraft.
Das Element Feuer belebt uns und macht uns auf die dynamische Kraft des Willens im Karate aufmerksam. Als Gelbgurt benützt der Schüler Intellekt und Aufmerksamkeit, indem er die grundlegenden körperlichen Konzepte des Karate mit den immensen Möglichkeiten seines Geistes koordiniert. Das Selbstvertrauen in seine heranwachsenden Fähigkeiten wird gestärkt, seine Handlungen werden sicherer. Der Gelbgurt vertieft sein Karatewissen und lernt, alle Bewegungen auf eine reine und korrekte Art auszuführen.
Dies ist wichtig, da ohne diese technische Exaktheit auf einer höheren Stufe weiterer Fortschritt extrem schwierig wird. Wer nicht jetzt schon viel Zeit für die Vertiefung der grundsätzlichen Prinzipien von Stellung, Gleichgewicht oder Koordination aufwendet, wird häufig ernsthafte Probleme haben, wenn er so fortgeschrittene Stufen wie Braun- oder Schwarzgurt erreicht. Dies nur wegen sehr fundamentaler Schwächen, die in diesem frühen Stadium mit vergleichsweise geringem Aufwand schon hätten im Keim erstickt werden können. Die Verantwortung dafür liegt mindestens ebenso beim Lehrer wie beim Schüler.
Indem man versucht, ohne technisch ungenau zu werden die Techniken mit höherer Geschwindigkeit auszuführen, strengt man sich erstmals an, Körper und Geist in Bezug auf technische Verfeinerungen zu koordinieren. Um zu verstehen, wie sich die Kraft durch die Anwendung der Technik ausdrückt, durchläuft man einen zweiteiligen Prozess. Zuerst muss man die korrekten Grundtechniken in die körperlichen und mentalen Systeme einprägen. Dann nimmt der Gelbgurt den nächsten Schritt, indem er die korrekten Techniken mit Geschwindigkeit kombiniert. Das Training am Sandsack, mit dem Makiwara (Schlagbrett) oder im harten Kumite (Kampf) dient hauptsächlich der Vorbereitung des Körpers auf den immensen Schock, den er aufnehmen und abgeben kann, wenn perfektionierte Technik mit Geschwindigkeit kombiniert wird. Dies lehrt den Körper, wie es sich anfühlt, diese Kraft anzuwenden und wie weit er fähig ist, diese auszuhalten. Verschwielte Knöchel oder ein starker Griff können nicht viel ausrichten, wenn man die Koordination von korrekter Technik und Geschwindigkeit nicht beherrscht.
Erbärmliche psychologische Schwächen wie Rachsüchtigkeit, Pessimismus, Übertreibung und Hinterlistigkeit müssen ernsthaft bekämpft werden. Man sollte versuchen, diese zu kontrollieren. Währenddem der Gelbgurt aber über die Rolle seines Geistes im Karate sinniert, vergisst er nicht die Notwendigkeit eines starken, leistungsfähigen Körpers. Im Gegenteil, er intensiviert sein Training mit seinem brennenden Enthusiasmus, denn er erkennt, dass es das körperliche Training ist, das den Geist entwickelt.
Da das Gelbgurtelement das Feuer ist, entwickeln wir ein Gefühl für den Körper in Bewegung und für das dynamische Wesen feuriger Aggression als brauchbares energetisches Mittel. Diese aggressive Vitalität wird zum Mittelpunkt der Einstellung des Gelbgurtes zum Karate. Er lernt, dass man Angst überwindet, indem man sich ihr zuversichtlich stellt. Der Gelbgurt sollte merken, dass der Geist den Körper kontrolliert. Sosai Oyama erzählte von einer Großtat der Geisteskontrolle über das Fleisch. Er war zugegen, als ein Zen-Priester seine Hand in einen Topf kochendes Wasser hielt, ohne sich dabei irgendwelche Verbrennungen zuzuziehen. Der Priester mahnte den jungen Oyama: „Du kannst alles tun, wenn du nur mit Selbstvertrauen handelst.“ Die Kraft, die jemand durch den Körper leiten kann, hängt von der Stärke der mentalen Stimulation ab. Die mentale Kraft des Menschen ist groß; sein Körper, unterstützt durch diese große Kraft, ist mysteriös und jenseits der Modelle der Wissenschaften.
Das Wesen des Karate besteht deshalb aus nichts anderem als einem Training des Geistes über den Körper. Deshalb darf Karate, das sich solcher Kraft bedient, nicht falsch oder gewalttätig angewendet werden. Die Kunst des Karate trachtet nach etwas Tieferem als bloßer körperlicher Pflege.
Die Gelbgurtstufe ist die letzte der groben Anfängerstufen, und hier beginnt der Karateka, den Anfang seiner direkten Kontrolle über sein eigenes Leben und seine Umwelt zu fühlen.
DER GRÜNGURT (4. / 3. Kyu)
Die Stufe des Gefühls, der Sensibilität
Nach einer Zeit der Vertiefung und des Studiums bereitet sich der Gelbgurt auf die Prüfung für den vierten Kyu vor, also für den Grüngurt. Grün setzt sich aus einer Mischung von Gelb (des Feuerelementes) und Blau (des Elementes der Leere) zusammen. Die Grüngurtstufe entspricht einem Sprungbrett – die erste Stufe der fortgeschrittenen Farben. Das entsprechende Tschakra ist das Anahata-Tschakra, welches in der Nähe des Herzens liegt, dessen Element die Luft ist.
Bis jetzt war der Karateka in seinen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten ziemlich eingeschränkt. Da seine Konzentration jetzt im Herzen sitzt, wird sich der Karateka seiner einzigartigen, differenzierenden Intelligenz sowie der Wichtigkeit von Mildtätigkeit und Güte bewußt.
Das Anahata-Tschakra ist das gefühlvolle Herz. Wenn jemand aufgefordert wird, für etwas „ein Herz zu haben“ und wirklich Mitleid empfindet, oder wenn jemand ein emotionelles Stechen in der Herzgegend fühlt, dann ist dies die sich in diesem Rückenmarkszentrum bewegende Energie.
Der angehende Grüngurt lernt, andere so wie sie sind zu akzeptieren, indem er sich bewusst wird, dass hinter allem mehr steckt, als man mit blossem Auge sieht. Man erfährt nie die ganze Wahrheit. Somit wird der Grüngurt rücksichtsvoller anderen gegenüber, seine Persönlichkeit wird ausgewogener. Er realisiert, dass Macht ohne Weisheit und Mitleid destruktiv, gefährlich und gefühllos ist. Sosai teilte uns mit: „Stärke ohne Gerechtigkeit ist Gewalt, Gerechtigkeit ohne Stärke ist Unfähigkeit. “
Der Schüler auf dieser Stufe lernt, was es wirklich bedeutet, andere zu lieben – „auf keinen Fall darf der Karateka dem Schicksal und dem Ergehen anderer Menschen gleichgültig gegenüberstehen.“
Dies sieht man am deutlichsten an der Fähigkeit des Grüngurtes, Karate demütig und geduldig, nicht mit egoistischer und autoritärer Unhöflichkeit zu lehren, egal wie wenig davon zu spüren ist.
Wer hofft, den Grüngurt zu erlangen, sollte ernsthaft die im Karate enthaltenen Möglichkeiten sowie dessen Geschichte und Philosophie studieren. Grundsätzliche menschliche Physiologie, einschliesslich der lebenswichtigen Nervenzentren des Körpers, sollte man auch erforschen. Im Dojo konzentriert sich der Grüngurt hauptsächlich auf das korrekte Atmen und auf das Verfeinern der Techniken, indem er die Rot-, Blau-, und Gelbgurtanforderungen vertieft.
Bevor man überhaupt an den Grüngurt denkt, sollten alle Grundtechniken, Bewegungsmuster und erforderlichen Kata ausgefeilt sein. Der angehende Grüngurt lernt, Technik, Geschwindigkeit und Kraft zu kombinieren; jene Kraft, die er durch hartes Training – Arbeit am Kraftaspekt des Karate – entwickelt hat. Kyokushin ist Kraftkarate. Der Grüngurt sollte fähig sein, diese Kraft zu demonstrieren.
Man studiert auch gründlich die feineren Aspekte dieser Stufe – Feingefühl und Timing. Man muss lernen, die Absichten und das Gleichgewicht eines Gegners zu fühlen, sowie den Gebrauch der Techniken zeitlich so abzustimmen, dass man den bestmöglichen Effekt erzielt. Man erhält einen Einblick in fortgeschrittene technische Konzepte und Methoden und findet persönliche Vorlieben, die man ins eigene Karate aufzunehmen beginnt. Die Reaktionen werden reflexartig, müssen nicht vorgängig überlegt werden. Eine Technik läuft ganz natürlich ab, ohne zu denken der Grüngurt erlebt kurze Augenblicke des Geisteszustandes, den man Zan¬shin nennt: Der Körper handelt ohne jeglichen bewussten Aufwand.
Das Training wird ernsthafter als je zuvor. Man kann sich beim blossen Gedanken an Verbesserung nicht steigern; der Qualität des Trainings muss angemessene Betrachtung gezollt werden.
Der Grüngurt strebt danach, im Übungskampf eine reife, angstlose Haltung zu erlangen, währenddem er eine täuschend ruhige und unvoreingenommene Haltung gegenüber der Selbstverteidigung und dem täglichen Leben einnimmt. Dies ist der erste Schritt beim Lernen über die positive Täuschung, der Kunst, Gefühle und Fähigkeiten zu verbergen, wo es notwendig ist. Diese Fähigkeit ist eine wichtige Waffe im Arsenal jedes Kriegers – im Karate und auch im täglichen Leben. Es ist nicht immer ein Vorteil, seine persönlichen Meinungen, Fähigkeiten und Absichten zu entblössen. Geduld ist meist Erfolg versprechender.
– Ernährung
Fitness und Gesundheit sollten nicht länger nur ein Gegenstand der theoretischen Betrachtung sein, sondern zur Gewohnheit werden. Man sollte ein gründliches Verständnis um die verschiedenen Trainingsarten sowie deren Auswirkungen entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt sollte der Schüler auch ernsthaft die Ernährung und deren Auswirkungen auf den Körper studieren. Dazu kann man eines der zahlreichen dafür spezialisierten Bücher zu Rate ziehen. Es ist nicht der Sinn dieser Ausführungen, die Leute in Bezug auf die Ernährung zu beraten, aber um diesen Teil abzurunden, möchte ich einige kurze und sehr allgemeine Informationen darüber geben.
Die Ernährung, die allen Leuten liegt, gibt es nicht. Man sagt, das Fleisch des einen sei das Gift des anderen. Wie auch immer, in unserer Zeit, wo die Lebensmittel voller Konservierungsmittel, Farb- und Aromastoffen sowie Chemikalien gegen Pilz- und Schimmelbefall sind, müssen wir speziell auf unsere Ernährung achten.
Rotes Fleisch enthält viele Gifte und viel Fett. Wenn du es wirklich essen musst, dann in gemässigter Menge, zusammen mit Lebensmittel, die dem Körper bei der Verdauung helfen; so mag es noch gehen. Heutzutage wird jedoch zu viel rotes Fleisch konsumiert. Es gibt in der Tat ausreichend Beweise für die These, dass der Körper sehr wenig, falls überhaupt, rotes Fleisch benötigt. Es scheint mehr zu schaden als zu nützen. Unser Verdauungssystem ist näher verwandt mit jenem der Pflanzenfressern als mit dem der Fleischfresser. Wenn man Fleisch essen will, dann besser weisses, mit wenig Fett. So ist zum Beispiel frischer Fisch angebrachter.
Jedem das Seine. Im allgemeinen ist die beste Ernährung jede vorsichtig gewählte, die dir entspricht. Sie sollte genug komplexe Kohlenhydrate, Fettsäuren, Vitamine, Mineralien und genug Eiweiß liefern. Nicht was man isst, sondern eher was man nicht isst, macht die Qualität der Ernährung aus. Vermeide raffinierte Lebensmittel. Die sind nichts anderes als Gift. Hochraffinierte Nahrung hat die natürliche Qualität verloren, denn oft werden synthetische Nahrungszusätze hinzu gegeben, die der Nahrung die natürliche „Lebenskraft“ stehlen. Lies die Etiketten auf den Packungen. Bestandteile werden der Menge entsprechend aufgelistet. Du wirst überrascht sein, was alles in sogenannt „gesunder Nahrung“ steckt. Iss gemäßigt. Dein Körper ist ein geborgter Tempel – behandle ihn dementsprechend. Du bist, was du isst. Beschäftige dich mit deiner Ernährung, aber vertiefe dich nicht zu sehr darin.
Wenn der Karateka sich entschliesst, Drogen einzunehmen (inklusive Alkohol, Tabak, sogar Koffein), so ist das seine Sache. Aber es wäre intelligenter, sich zuerst zu informieren über all deren Auswirkungen und Gefahren für den Körper (schnell ersichtlich), den Geist (weniger offensichtlich, jedoch tiefer liegend) und für den Willen (noch fast unbekannt – der passionierteste Konsument würde sich jedoch den weiteren Gebrauch irgendwelcher Drogen zweimal überlegen, wenn er eine Ahnung davon hätte). Mein persönlicher Vorschlag wäre, alle unerlaubten Drogen sowie Rauchen und Alkohol zu vermeiden. Brauch deinen Verstand und spiele nicht mit Drogen. Falls du ein Hoch brauchst, suche die natürlichen Hochs von Gesundheit, Glückseligkeit und einem friedfertigen Herzen.
Der Grüngurt befindet sich auf der Stufe der Reife, Weisheit und Liebe. Dies wird am einfachsten realisiert, wenn man den Wunsch abschüttelt, zuviel zu spekulieren und kopflastig zu sein und so an der einfachen Wahrheit im Herzen der Dinge vorbeigeht. Indem man seine körperliche und mentale Stärke durch das Training entwickelt, wird die Auffassung des Grüngurtes durch Mitleid und Verständnis ausgewogener und harmonischer. Es ist ungeheuer wichtig, dass der Grüngurt sich von ihm nicht bekommenden Einstellungen fernhält. Der Weg des Kriegers ist ein Ringen im Herzen. Mit Selbstkontrolle kann man alles erreichen.
Der Karateka lernt, mit anderen zu teilen, anstatt geizig und selbstsüchtig zu sein. Er entwickelt einen Sinn für kooperative Brüderlichkeit; er ist nicht falsch, sondern echt und rücksichtsvoll. Er merkt, dass er fair, mitfühlend und reif sein muss, wenn ihm die Menschen in- und außerhalb des Dojos trauen und ihn respektieren sollen. Er lernt, dass ein praktisches Geheimnis des Lebens darin besteht, über sich selber lachen zu können und die Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Ein reifer Karateka zeichnet sich durch seinen guten Sinn für Humor aus. Sei ernsthaft in Bezug auf alles was du tust, aber nimm nichts zu ernst.
Die Diskussion des Grüngurtes läuft bisher darauf hinaus, dass man sich auf dieser Stufe – der ersten der fortgeschrittenenen Stufen (die erste, welche das Wesen des fünften Rückenmarkszentrums, der allumfassenden Leere, berührt) – mit der Rolle des Geistes im Karate sowie im Alltagsleben befaßt.
Es ist nicht einfach, den Geist zur Ruhe zu bringen. Um diese Fähigkeit willentlich zu erlangen, benötigt man unendliche Geduld und Beharrlichkeit. Das Ziel ist, ein Gleichgewicht zwischen den körperlichen und geistigen Seiten zu finden. Das „Aufnehmen“ der Verantwortung dieses ersten fortgeschrittenen Grades bedeutet unumgänglich ein „Ablegen“ jeglicher Unreife. Weiterer Fortschritt wird sich kaum einstellen, solange dies nicht geschehen ist.
DER BRAUNGURT (2. / 1. Kyu)
Die praktische, kreative Stufe
Die Braungurtstufe ist eine sehr wichtige; das Training dafür sollte innerhalb des Rahmens eines ernsten, verantwortlichen und reifen Geistes geschehen. Bis hierhin sollte man stark und wohl vertraut in der Ausführung sämtlicher Techniken sein und trotzdem immer noch danach streben, noch höhere Stufen des Könnens zu erlangen. Im Kampf sollte die Fähigkeit, einen rangniedrigeren Gegner durch Timing, Distanzgefühl und Sensibilität zu kontrollieren, schon gut entwickelt sein.
Um sich auf das Schwarzgurtniveau vorzubereiten, übernimmt der Braungurt langsam viele Verantwortungen im Dojo. Der Braungurt lehrt eine Klasse mit Autorität, schöpft dabei sowohl aus seiner persönlichen Erfahrung als auch von der Dojo-Tradition und vom dort Gelernten. Er ist fähig, die verschiedenen physischen und psychischen Konzepte, wie auch das geistige Potential des Karate, klar und präzise weiterzugeben. Man wird auf dieser Stufe anders angesehen; sogar der vorher mittelmäßigste Schüler wird nach Erreichen dieser Stufe eine andere Ausstrahlung haben.
Kreativität kann sich ab jetzt am stärksten entfalten, so dass der Braungurt leicht eigene technische Variationen entwickelt, die auf den psychisch-physischen Grundlagen des Karate aufbauen. Das Kreieren eigener Kata sowie das Experimentieren mit den Bewegungen der Standardkata bilden zwei wichtige neue Seiten des Trainings, die einem auf seiner persönlichen Suche unterstützen. Im Laufe dieser Experimente wird der Braungurt ein oder zwei traditionelle Kata finden, die er mit spezieller Aufmerksamkeit studiert und sie sich „aneignet“. Man wird vielleicht mehrere Jahre damit verbringen, diese Kata zu verfeinern, bis man feststellt, wieviel man von derartigem Training profitieren kann.
Die geistige Einstellung des Braungurtes sollte wachsen wie auf keiner anderen Stufe zuvor. Die jüngeren Schüler sollten fühlen, dass sie dem Braungurt vertrauen können; er sollte das Vertrauen mit Ehrlichkeit, Integrität und Loyalität respektieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Braungurt gute Kontrolle über jene negativen mentalen Züge gewonnen, die dazu neigen, sich in die Persönlichkeit einzuschleichen, wenn man nicht aufpasst: Wut, Selbstmitleid, Eifersucht (negative Züge der Rotgurtstufe); Stolz, Entmutigung, Gleichgültigkeit (negative Züge der Blaugurtstufe); Übertreibung, Rachsüchtigkeit, Hinterlistigkeit (negative Züge der Gelbgurtstufe); Geiz, Betrug, Verrat, Vorurteile (negative Züge der Grüngurtstufe). Man muss immer wieder einen Schritt zurücktreten und sich selber betrachten, einfach um sicherzugehen, dass man seiner Persönlichkeit und Gedanken sowie der Vorurteile seines Geistes Herr ist und nicht umgekehrt.
Der Braungurt gibt sich in allen Lebenslagen praktisch veranlagt; er besitzt eine kultivierte Auffassungsgabe. Er hat den letzten der Schülergrade erreicht, nun ist es Zeit für die Vorbereitung auf das Reich des Yudansha, des Schwarzgurtes, wodurch das Bewusstsein sich dauerhaft verändert. Somit muss sich der Braungurt mit mutigem Herzen und eisernem Willen zusammennehmen und Vertrauen haben in die Schönheit des vor ihm liegenden Unbekannten.
Der Braungurt stärkt das Vertrauen und die Entschlossenheit in seinen Weg, indem er die Wege anderer studiert, deren Stärken und Schwächen feststellt und daraufhin seine eigene Einstellung entsprechend anpasst. So festigt man die Stärke des eigenen Weges. Ohne Vergleichsmöglichkeit können die eigenen Studien dazu neigen, ein verzerrtes Bild zu ergeben. Man kann dabei den Bezug zur Realität verlieren, ohne sich dessen bewusst zu werden. Dies kann unabhängig davon geschehen, wie ernsthaft jemand trainiert oder wie überzeugt man zu sein glaubt. Dies zeigt uns die Wichtigkeit auf, in einer der Tradition verbundenen Schule zu trainieren. Man ist sich eines festen Weges und qualifizierter Lehrer sicher.
Objektive Vergleiche mit anderen Schulen, Dojos sowie anderen Schülern deiner Schule sind wichtig. Aber vergiss nicht den Grund für den Vergleich. Lerne deine eigenen Stärken kennen, indem du die Schwächen anderer wahrnimmst. Eine der praktischsten Arten, objektive Vergleiche zu ziehen, um seine eigene Technik zu verbessern, ist die Teilnahme an Turnieren. Dort siehst du, ob das Training wirklich effektiv war.
Der Braungurt hält seinen Geist offen für alle Möglichkeiten. Er lernt, jedermanns Stärke und die Integrität und Ehre jeder rechten Sache zu respektieren. Durch die Öffnung des Geistes muss er sich bemühen, zwischen richtig und falsch weise zu unterscheiden. Der Braungurt kennt die Unzulänglichkeiten seiner eigenen Waffen und respektiert die Möglichkeiten seiner Gegner – sowohl die körperlichen wie auch die geistigen.
Der Braungurt realisiert, dass er mit seinen Worten, Einstellungen und Handlungen das Dojo, den gewählten Weg und den Lehrer vertritt. Deshalb respektiert er die Verantwortung, die er trägt und zollt all seinen Worten, Gedanken oder Taten nötige Betrachtung. Während der Braungurt zum Schwarzgurt heranwächst, lässt sich mehr denn je die Wichtigkeit und Stärke der Bindung zwischen Schüler und Lehrer erkennen. Die Integrität des Kyokushin Karate wird nur durch die Qualität der Leute zusammengehalten, die es als Yudansha (Schwarzgurt) akzeptiert.
Das japanische Schwert bietet eine ausgezeichnete Analogie: Es ist nicht bloss eine gefährliche, zum effizienten und effektiven Töten gemachte Waffe, es ist auch ein wunderbares Kunstwerk. So sollte es auch mit dem Karateka sein. Man hat die Wahl, sich durch die Kunst entweder in ein schönes Kunstwerk, oder in eine gefühllose und völlig destruktive Waffe zu entwickeln.
Man wird entweder zu einer zivilisierten und rücksichtsvollen Person – oder zum Terrorist. Die Kunst lehrt uns, zu leben oder zu sterben; leben zu geben, oder zu nehmen. Das Herz sollte der künstlerischen Schönheit des Schwertes gleichen. Leben ist ein ständiger Kampf – leb es rein und mit der Schärfe einer Bizen-Klinge, überlegen und mit dem unfehlbaren Geist seines Schnittes.
Braun ist eine interessante Mischung aus den drei vorhergehenden Farben – zwei Fünftel rot (körperlich), zwei Fünftel gelb (intellektuell), und ein Fünftel blau (geistig). Der Braungurt sollte nun näher an das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele herankommen. Es ist aber ein grosser Schritt, und währenddem er zwischen dem vierten und fünften Zentrum der Entwicklung hin und her schwankt, ist es ebenso möglich, rückwärts statt vorwärts zu gelangen.
Nur allzu oft wird der Karateka als Braungurt selbstgefällig, zufrieden an der Spitze der Schülergurte. Diese Person ist noch nicht bereit, die Herausforderung des Yudansha zu akzeptieren, vielleicht weil sie spürt, dass die Änderungen in ihrer Einstellung bedeuteten, dass sie nie wieder dieselbe wie früher sein würde. Es gibt viele Ausreden, aber echte, gültige Gründe sind sehr selten.
Das Folgen des Kriegsweges gleicht dem Erklettern einer Klippe: Gehe voran, ohne Pause. Pausieren ist nicht möglich, weil es Rückschritte zu früheren Stadien des Erreichten bewirkt. Beharrlichkeit, Tag ein, Tag aus, verbessert die Techniken, aber Pausieren – sei es nur für einen Tag – bewirkt Rückschritte. Dies muss man vermeiden.
Wer zu diesem Zeitpunkt im Training stockt, hat immer noch den „Schülergeist“ abzuschütteln, die Reife zu akzeptieren, die man für die Verwandlung in Yudansha benötigt. Es ist sicher kein kleiner Schritt. Ein gewisses Herzklopfen begleitet die Entscheidung des Schülers, nun weiterzufahren. Der Braungurt fühlt sich gut in den Schülerrängen – der älteste von allen Schülern, von allen respektiert. Noch weiss er nicht, welch grosse Gaben noch vor ihm liegen. Er ist wie ein Vogel, der an der offenen Tür seines vertrauten Käfigs zögert, bevor er gewillt ist, den ungewissen Schritt in die dahinter liegende Freiheit zu wagen.
Die Entscheidung ist persönlich. Die Vorwärtsbewegung wird gleichmässig kommen, wenn Energie in die richtige Richtung geleitet wird. Trägheit wird einem zurückziehen, sobald sich Selbstzufriedenheit einstellt. Sei auf der Hut!
DER SCHWARZGURT (1. bis 10. DAN)
DER SHO – DAN (1. DAN) /
Der erste DAN bedeutet Anfang, Ausgangspunkt, und kündet von Einsamkeit, Isolierung im Erfolg, ist aber auch von Egoismus und Egozentrik gekennzeichnet. Paranoide Tendenzen können bei denen auftreten, die beim ersten DAN stehenbleiben. Er bedeutet aber auch, aufgerufen zu sein, vorrangige Stellungen einzunehmen und das eigene Glück der gemeinsamen Sache zu opfern.
An positiven Eigenschaften werden dem Sempai (Senior) in dieser Zeit Zielstrebigkeit und erfolgreich zu sein zugesprochen. Weiter ist er mit einer guten Konzentrationsfähigkeit ausgestattet, schöpferisch, Neuem gegenüber aufgeschlossen, energisch, vertrauenswürdig und begeisterungsfähig.
Negativ sind in dieser Zeit die Impulse dieser Karateka, hartnäckig, agressiv und herrschsüchtig zu sein und wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu zeigen, sowie die mangelnde Fähigkeit, tiefe Freundschaften zu schliessen.
Der erste DAN ist der schwerste, aber auch der, mit dem man am schnellsten aufsteigen kann, denn durch ihn ist man dazu berufen, seine Pläne zu verwirklichen, zu leiten und aufzurichten. Er verleiht Ansehen und man wird ein Anführer oder ein Meister.
DER NI – DAN (2. DAN) //
Dieser DAN ist das Symbol der Zweiheit, der Doppelten, das sein Positives und Negatives in sich trägt, sein Männliches und sein Weibliches. Der Träger des zweiten DAN ist der treue, seinem Meister ergebene Diener. Er ist derjenige, der durch Bescheidenheit und Beständigkeit den Erfolg der begonnenen Ausbildung ermöglichen wird.
Die Karateka werden in dieser Zeit als sanft, liebenswürdig, ausgeglichen, gewissenhaft, bescheiden und diplomatisch beschrieben, mit ausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten, aber ohne eigentliche schöpferische Anlage, bedingt durch den Gehorsam gegenüber dem Lehrmeister.
Negative Eigenschaften während des zweiten DAN sind etwa, wankelmütig und zögerlich zu sein, ein besserer Untergebener als Führungspersönlichkeit, die gelegentliche Neigung zu Grausamkeiten beim Training und zur Arglist bei Prüfungen, um sein Ziel zu erreichen.
Der Weg des zweiten DAN – Grades ist für seinen Träger ein langsamer, ruhiger und leichter Weg zur Verbesserung seiner Lehrfähigkeit. Dieser Weg kann sehr weit führen, wenn man mutig und ausdauernd mit seinem Lehrauftrag neue Wege geht. In dieser Gruppe der DAN – Träger findet man viele Gleichgesinnte und Freunde, wenn eigene Interessen als sekundär betrachtet werden.
DER SAN – DAN (3. DAN) ///
Dieser DAN gilt als Sinnbild für das Gleichgewicht der guten und bösen Kräfte des Ichs. Er steht für Rückkehr zu Frieden, Ruhe und Harmonie, nach einer Periode von Freuden und Kümmernissen. Er hat die Macht, Positives in Negatives oder Negatives in Positives umzuwandeln, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Als hochbegabt, phantasievoll, vielseitig, energisch, lebendig, geistreich und erfolgreich, stolz und innerlich unabhängig stellten sich die Sensei (Lehrer, Meister) – so die Bezeichnung ab dem dritten DAN – dar, mit einem ausgeprägten Sinn für die Gemeinschaft.
Negativ werden sie dahingegen als diktatorisch, launenhaft, ruhelos und gefallsüchtig beschrieben und als unfähig, sich auf eine Sache zu konzentrieren oder etwas ernst zu nehmen.
Dieser Weg ist für den Träger ein fröhlicher und lebendiger Weg, der jedoch auch ermüdend, oberflächlich und gefährlich sein kann, wenn er seine Lehrmethoden nicht weiterentwickelt. Der dritte DAN verlangt, dass sich sein Träger erfindersich und wissbegierig zeigt und Probleme lösen kann.
Dieser Weg führt auch meist zum schnellen Aufstieg, Ruhm und Ehre, ist aber auch gekennzeichnet von plötzlichem Verlust dieser ideellen Werte, aufgrund eines spontanen Einfalls oder einer impulsiven Handlung.
DER YON – DAN (4. DAN) ////
Der vierte DAN im Karate symbolisiert das Materielle, Konkrete und Solide. Er wird deshalb als besonders solide betrachtet, da er die materielle und spirituelle Vollkommenheit besitzt. Man kann ihn deshalb auch als „männlich“ und „weiblich“ zugleich interpretieren.
Erdverbunden, praktisch, fleissig, ruhig und ausdauernd ist der Karateka des vierten DAN’s, von organisatorischer Begabung in Bezug auf die Lehrfähigkeit und gesellschaftlich angesehen.
Gleichzeitig wird er jedoch auch als phantasielos, wenig anregend, zeitweise schwerfällig und misstrauisch beschrieben, als ernst, mit einer Anlage zur Melancholie und zu Gewaltausbrüchen, da jeder Erfolg hart erkämpft werden muss.
In dieser Phase wird der Weg des Karate als ein ernsthafter, regelmässiger und strenger Weg bezeichnet, ähnlich wie eine schöne Strasse mit gut beschilderten Kreuzungen – und den Polizisten, die diese Strasse überwachen. Hierzu gehören u.a. die ständigen Fortbildungslehrgänge und Prüfungen.
Wenn es dem Träger des vierten DAN – Grades gelingt, sich auf diesem Weg zu stabilisieren, kann er es zu hohen Auszeichnungen bringen und damit sein gesellschaftliches Ansehen fördern. Auch der materielle Erfolg wird davon nicht ausgeschlossen sein.
DER GO – DAN (5. DAN) /////
Dieser Grad steht für das gesamte Karateleben, denn er repräsentiert die Bewegungen – die Kraft, Ausdauer, Gewandtheit, Schnelligkeit und Freiheit. Die Zahl 5 steht auch für die fünf Zweige (Arme, Beine, Kopf), die aus dem Mittelpunkt des Menschen (Rumpf) herauswachsen und in fünf verschiedene Richtungen zeigen. Fünf ist die Zahl, die den gesamten Ablauf des Lebens symbolisiert und durch die fünf Wandlungsphasen beschrieben wird. Mit dem fünften DAN – Grad überschreitet der Meister die Schwelle zum höheren Wissen – zum Shihan (Grossmeister).
Positiv stellen sich die Übenden in dieser Zeit als intelligent, sympathische, reisefreudige, risikobereit, beweglich, vielseitig, unterhaltend, begeisterungsfähig und gesellschaftstüchtig dar.
Negativ zu sehen sind Eigenschaften wie undurchschaubar, ungeduldig, aufbrausend und genusssüchtig zu sein, mit der Neigung zu riskanten Spielen und Spekulationen. Die negative Erwartungshaltung des Trägers kann zu einem gefährlichen Lebenswandel führen, in dem Exzesse und Ausschweifungen nicht auszuschliessen sind.
Der fünfte DAN birgt sehr viele Risiken in sich und ist oft gefährlich in Bezug auf sportliche und private Übertreibungen. Der Träger hält nicht das Ungefähre, die Kleinigkeit oder die Mittelmässigkeit aus, und wenn er nicht die nötige Härte gegen sich und andere besitzt, wird ihm viel Leid zugefügt werden.
Der Wunsch, sich mit „Haut und Haaren“ für eine Sache einzusetzen, birgt Gefahren und Unfälle oder Krankheiten. Der fünfte DAN verlangt deshalb von seinem Träger eine ausgewogene Pflege seiner Gesundheit, damit sich auch auf diesem Teil des Weges Erfolge einstellen.
DER ROKKU – DAN (6. DAN) //////
Schönheit, Harmonie, Vollkommenheit der Technik und auch des Charakters werden mit dem sechsten DAN in Verbindung gebracht. Verankerung von Tradition, Meditation, Konzentration und Intuition sind in ihm enthalten. Dies gilt im Besonderen für die eigene Entwicklung der Persönlichkeit.
Harmonisch, familienbewusst, friedlich, zuverlässig, ehrlich, tüchtig und idealistisch sind seine Eigenschaften. Ein hervorragender Psychologe und Pädagoge in Wort, Schrift und allen Handlungen.
Dennoch zeigen sie sich in dieser Zeit auch zu konservativ, mit wenig Sinn für materielle Dinge, als selbstgefällig erscheinen sie manchmal auch eingebildet mit einer Neigung zum Perfektionismus ausgestattet, bisweilen zu grosszügig, können sie für andere bis zum „Märtyrium“ gehen.
Der sechste DAN verlangt von seinem Grossmeister, dass er sehr gewissenhaft und aufmerksam ist, um „Parasiten und Intriganten“ von sich zu halten, da diese zu viel Substanz kosten würden. Dazu muss er sich und andere gut kennen und fähig sein, aus Erfahrungen zu lernen.
Der Weg des sechsten DAN bringt plötzliche Veränderungen und unvorhergesehene Wendungen, aber auch oft unverhoffte Glücksmomente, die den Träger mehr als ausreichend dafür entschädigen, was Neid, Intrigen, Krankheiten oder Verletzungen ihm zugefügt haben.
DER SICHI – DAN (7. DAN) ///////
Dieser DAN ist das Symbol der einmaligen Chance, der ungewöhnlichen Glücksmöglichkeit und ausserordentlichen Freiheit, die die Notwendigkeit mit sich bringt, wachsam und diszipliniert zu sein, damit der Träger nicht in das „Nichts“ zurückfällt.
Würdig, selbstbeherrscht, intelligent, phantasievoll und opferbereit, wissenschaftliche und philosophische Neigungen sowie Sinn für Mystik, so die positiven Eigenschaften des Übenden während des siebten DAN.
Jedoch auch als zu ernst und wenig humorvoll, pessimistisch, unnahbar, wenig taktvoll, mit einer Neigung zu Düsteren und Ausgefallenen sowie unfähig, seine guten Gedanken präzise auszudrücken.
Dieser Weg ist ein Weg zu grosse Spiritualität und zu selbstlosen Erfolgen. Der Träger des siebten DAN kann ein grosses Schicksal erleben, wenn er materielle Dinge als sekundär betrachtet. Meditation und Introspektion begleiten ihn auf seiner spirituellen Suche.
Dieser Abschnitt im Karate – Leben ist im allgemeinen ein begeisternder Weg, gekennzeichnet von bedeutsamen Freundschaften und grossartigen Begegnungen, aber auch von einer gewissen Angst vor Leben und Tod beeinflusst.
DER HACHI – DAN (8. DAN) ////////
Der Inhaber des achten DAN beginnt nun auf dem Weg der Erkenntnis zu wandeln. Dieser neue Weg konfrontiert den an einen bestimmten Lebensrhytmus gewöhnten Grossmeister mit einer anderen Lebenseinstellung. Willentlich oder aufgrund eines besonderen Ereignisses ändert er seine Lebensart.
Als stark, widerstandsfähig, praktisch, mit der Fähigkeit zum wirtschaftlichen Denken zeigt sich der Karateka jetzt, erfolgreich durch grosse Anstrengungen, vorsichtig und zäh in seinen Bemühungen.
Es sind jedoch auch negative Eigenschaften festzustellen und dann scheint der Übende hart, selbstsüchtig, materialistisch, schwerfällig und skurpellos zu sein, er lässt seine Schüler lange im Unklaren, und der Wille zur Rebellion ist ihm anzumerken.
Mit dem achten DAN beginnt ein Teil des Weges, der zu einem brillianten oder zu vielen neuen Erfolgen führen kann. Der Karateka hat die Wahl, entweder einige Abschnitte des bisherigen Weges zu wiederholen oder verschiedene Abzweigungen zu wählen, indem er sich in mehreren Disziplinen versucht.
Man kann diesen Teil des Weges als einen grossen Platz ansehen, von dem mehrere Streckenabschnitte abzweigen. Es ist ein Weg der Begeisterung, der ehrgeizigen Impulsivität und des Wunsches nach Erfolg und auch des rechtzeitig erkennten Irrtums.
DER KU – DAN (9. DAN) /////////
Diese gilt als Symbol des Idealismus und des Edelmuts. Er bedeutet die Suche nach Vollkommenheit und Streben nach den spirituellen und geheimnisvollen Kräften. Er bedeutet das Überschreiten der „kosmischen Schwelle“, den Zugang zum ersten Grad der kosmischen Erkenntnis. Er beinhaltet auch das Traumhafte, das Poetische sowie die Sublimierung des innerlichen Antriebes.
Als idealistisch, hellsichtig, leidenschaftlich, hilfreich, romantisch und charmant erweist sich ein Karateka des neunten DAN’s, als willensstark, begeisterungsfähig und inspirierend – eine Person mit hohen spirituellen Eigenschaften.
Negativ erscheint dieser Mensch jedoch als impulsiv und intolerant, hartherzig, selbstgefällig und egozentrisch.
Dieser Weg führt zu höherer materieller und spiritueller Vollkommenheit. Es ist der grosse und herrliche Weg derer, die ihre Phantasie arbeiten lassen können. Wer diesem Weg folgt, wird andere Welten entdecken, vorausgesetzt, er „schnürt sein Bündel rechtzeitig“. Dieser Weg ist der Weg der freien und ungewöhnlichen Entfaltung.
Die Aufgabe des Inhaber des neunten DAN ist, anderen Meistern bei ihrer Selbstfindung zu helfen, obwohl er dabei alleine bleiben muss. So wird ihm Ruhm, Ehre und Vermögen zu teil, wo er es am wenigsten erwartet.
DER YU – DAN (10. DAN) //////////
Der zehnte DAN ist die höchste Meisterstufe im Karate – Do, die Glück, Erfolg, Ehre und Vermögen eines wahren Meisters in Bezug auf seine seelischen, geistigen und körperlichen Fähigkeiten darstellt. Er repräsentiert Begehrlichkeit, grosse Willenskraft, Festigkeit, Kühnheit, Kaltblütigkeit, Frechheit und Sicherheit.
Intuitiv, mit der Fähigkeit zu intensiven Erleben ausgestattet, erscheint der Inhaber dieses DAN – Grades als eine sehr starke Persönlichkeit, vital und von grossem moralischem Mut, mit hohen spirituellen Leistungen auf allen Gebieten.
Ein Meister des zehnten DAN kann jedoch auch als zu impulsiv und intolerant, zeitweise hartnäckig und schwerfällig, mit einer Neigung zu diktatorischer Erziehung mit überharten Strafen empfunden werden.
Der zehnte DAN verleiht seinem Inhaber Autorität, physische und psychische Kraft, Stärke und Robustheit sowie schöpferischen Geist. Sinn für Grösse, natürlichen Stolz, Würde und schnelle Auffassungsgabe kombiniert mit Weitblick sind die herausragenden Merkmale solcher aussergewöhnlichen Persönlichkeiten.