SOSAI MASUTATSU OYAMA
SOSAI MASUTATSU OYAMA (10. DAN)
Gründer des Kyokushin Karate
MASUTATSU OYAMA (1923-1994): japanischer Karate-Meister koreanischer Nationalität und Gründer des Kyokushinkai. Er wurde im Jahre 1923 in einem Dorf in der Nähe der südkoreanischen Stadt Gun San mit dem Namen HYUNG YEE geboren.
OYAMA’s LEHRJAHRE
Schon im frühen Alter von 9 Jahren begann er mit dem Training der koreanischen Kampfkünste Taekyon und Kwonbop. Von einem Freund der Familie, Meister Yi, lernte er das Chakuriki und einen Quan-fa-Stil aus dem Norden Chinas. 1938 ging Oyama nach Japan (Tokyo), wo er sich mit dem Boxen, dem griechisch-römischen Ringen und dem Judo befaßte. Letzteres studierte er am Kodokan und graduierte dort bis zum 4. Dan. In Japan lernte er auch Meister Kotaro Yoshida kennen, einen berühmten Kampfkunstexperten, und lernte von ihm das Daito-ryu Aikijutsu, eine aus dem 13. Jh. stammende Kampfkunst der alten Samurai-Familie TAKEDA. Schließlich stieß er auch auf Karate, womit er in Meister FUNAKOSHI’S Shotokan-Dojo anfing. 1940 erhielt er an der Takushoku-Universität den 1. Dan im Karate. 1947 gewann Oyama die berühmten „All Japan Karate Championchips“. Sein Leben sollte dem Karate gewidmet sein. Er verließ jedoch Funakoshis Dojo aufgrund einer anderen Vorstellung vom Kampf als der, die man dort lehrte. Anlaß dazu war ein Übungskampf zwischen Funakoshis Sohn Yoshitaka und einem Meister des Goju-ryu, der den jungen Oyama mehr beeindruckte.
Bei diesem Meister, SO NEISHU, begann der damals erst 20jährige das Goju-ryu zu lernen und erhielt nach einiger Zeit den 4. Dan. (Oyama über das Shotokan-Dojo: .Ich übte das Shotokan, aber ich bezweifelte sein lineares Kampfkonzept. Außerdem mochte ich es nicht, die Techniken vor dem Ziel zu kontrollieren. Das war viel zu streng für mich, also ging ich. Das Shotokan war nichts für mich. Ich wollte Sport machen.
BEMÜHUNGEN UM PERFEKTION:
Zeit seines Lebens suchte Oyama das Absolute, Sowohl in bezug auf Erfolg als auch auf körperliche Stärke. Er gründete die Theorie, daß der Mensch durch Training jede Grenze überschreiten könne, und unternahm ungeheure Anstrengungen, um diese Grenze herauszufinden. Eine der wichtigsten Fragen, die ihn seit Jahren verfolgte, war die Gegenüberstellung von Mensch und Tier im Kampf. Er wollte an sich selbst herausfinden, ob ein Mensch bei genügend Training, einen solchen Kampf überleben könne. So Neishu, sein erster Lehrer im Goju-ryu, erkannte Oyamas ungestüme Art und riet ihm, für einige Zeit in die Berge zu ziehen, um dort über sich und die Welt nachzudenken. Dies setzte er sofort in die Tat um und zog, ohne von jemandem Abschied zu nehmen, für 18 Monate auf den Berg Kiyosumi (Präfektur Chiba) in die Einsamkeit, abgeschlossen von der Zivilisation und ganz auf sich gestellt.
DEMONSTRATIONEN UND REISEN:
1951 kämpfte er zum ersten Mal gegen einen 500 kg schweren Stier, ein Experiment, das er später noch 51 mal wiederholen sollte. Der Stier starb unter der Wirkung des ersten Tsuki, den Oyama genau zwischen die Augen des Tieres ausführte. Vor diesem Kampf hatte Oyama die Wirkung seiner Techniken in den Schlachthöfen der Präfektur Chiba an Stieren getestet. In seinen weiteren Kämpfen gegen Stiere brach er 49 Tieren mit Shuto die Hörner und tötete 3 Stiere in der Arena. Im April 1952 folgte er einer Einladung der US Professional Wrestling Association nach Chicago in Begleitung des Judoka ENDO KOKICHI (6. Dan) und eines hawaiianischen Kämpfers (BIG TOGO). Bei dieser Gelegenheit bereiste er 36 Staaten der USA, um seinen Stil Oyama-ryu vorzustellen. Auf der zehnmonatigen Tour gab er insgesamt 270 Demonstrationen. Er bestritt drei öffentliche Kämpfe, die er alle gewann. Im Januar 1954 startete er eine weitere Demonstrationsreise durch die Vereinigten Staaten. Unter anderem gab er im Madison Square Garden in New York eine brillante Vorführung seiner Kunst. Auch auf dieser Tour konnten seine Herausforderer – Boxer, Ringer und Karate-Meister – nicht gegen ihn bestehen. 1954 wiederholte er in der japanischen Stadt Tateyama seinen Versuch, gegen einen Stier zu bestehen. Es gelang ihm, einen 650 kg schweren Stier im Kampf zu töten.
UNTERRICHT:
1955 eröffnete er in Tokyo ein Dojo und begann zu unterrichten. 1956 weilte er auf Okinawa und bereiste anschließend viele südostasiatische Länder, um für seinen Stil zu werben. In Thailand nahm er die Herausforderung des bekannten Thai-Boxers »Black-Cobra an, über den Oyama sagt: »… Seine Beintechniken waren bemerkenswert und gefährlich. Er versuchte mich einige Male mit kreisenden Fußtechniken am Kopf zu treffen. Letztlich gelang es mir, einen Handkantenschlag zur Schläfe anzubringen, gefolgt von einem Fußtritt zum Körper. Wir fielen beide zu Boden, aber ich konnte mich wieder erheben. Trotzdem war ich nicht sehr zufrieden mit meinem Sieg. Der Kampf veranlaßte mich dazu meine Kombinationstechniken zu verbessern.
DIE „HUNDERT KÄMPFE“:
Oyama übernahm die Idee der hundert Kämpfe aus dem Kendo und Judo, wo sie in mehreren Dojo’s praktiziert wurden. Er nahm seinerzeit selbst an diesen Kämpfen teil, die er verletzt gewann. Die Idee besteht darin, daß während eines Tages hundert Gegner besiegt werden mußten. Im Kyokushin wurden sie zum erstenmal 1965 ausgeführt und von dem Engländer STEVE ARNEIL gewonnen, gefolgt von NAKAMURA TADASHI. 1966 gewann Oyama Shigeru, danach LOEK HOLLANDER (1967), JOHN JARVIS (1968), HOWARD COLLINS (1972), MUIRA MIYUKI (1973), MATSUI AKIYOSHI (1986), ADEMIR DA COSTA (1987), FRANCISCO ALVAREZ (Filho) und YAMAKI KENJI (1998) und KAZUMI HAJIME (1999).
VERÖFFENTLICHUNGEN:
Das inzwischen als Kyokushin bezeichnete Karate verbreitete sich weltweit und wurde zu einem der Mitgliederreichsten Stile. 1957 wurde die Kyokushinkai (Organisation für Kyokushin- ryü) gegründet. 1958 bereits schrieb er sein erstes Buch -What is Karate. Das Buch wurde mit 120 000 verkauften Exemplaren zum Bestseller. 1966 veröffentlichte er sein zweites Buch This is Karate-. Auch dieses Buch gehört zu den besten in der Fachliteratur. 1970 veröffentlichte Oyama sein drittes Such -Advanced Karate-. 1984 er- schien «Karate, the World of the Ultimate».
Oyama starb am 26. April 1994
Oyama-ryu war die anfängliche Bezeichnung für OYAMAs Karate. Die heute bekannte Bezeichnung Kyokushinkai wurde erst später verwendet. OYAMA MASUTATSU begann in einer schäbigen, heruntergekommenen Baracke zu unterrichten und hatte nur wenige Mitglieder. Die etablierten Schulen bezeichneten sein Dojo als Machi- dojo und betrachteten es mit Geringschätzung. Unterrichtet wurde Grundschule, Sabaki und Kumite. Oyama selbst unterrichtete selten, denn er war mit dem Bau eines neuen Dojo und mit einer zeitaufwendigen Expansionspolitik beschäftigt. Die Schule wurde von NAKAMURA TADASHI geleitet. Dieser führte einige Systemänderungen durch, unter anderem gründete er wegen der großen Fluktuation der Schüler ein eigenes Kyu-System (weiß, rot (orange), blau, gelb, grün, braun, schwarz), welches noch heute im Kyokushin-Karate praktiziert wird.
Kotaro Yoshida (ca. 1875): großer japanischer Kampfkunstmeister des Daito- ryu, bekannt für seine außerordentlichen Fähigkeiten in den Kampfkünsten. Kotaro galt als einer der besten Lehrer des Takeda-ryu seiner Zeit und als unübertreffbar im Schwertkampf, Messerwerfen und Jujutsu. Er war jedoch auch ein sehr exzentrischer Mensch. Wo immer er auftauchte, hatte er einen Fächer mit Eisenrippen (Tessen) bei sich. Mit seinen Eßstäbchen konnte er Fliegen aus der Luft fangen. Privat führte er ganz bewußt ein für die damaligen japanischen Verhältnisse sehr karges Leben, hatte nie irgendeinen materiellen Besitz, den er nicht bald aufgab, und lebte sehr naturverbunden (selten hatte er eine feste Unterkunft, lebte manchmal bei seinen Schülern oder zog für unbestimmte Zeit in die Berge. Auf seine Eigenarten angesprochen, sagte er: »Die Kampfkünste sind für die körperliche und geistige Übung der Menschen und für ihre Disziplin gedacht und nicht als Mittel, mit ihnen Geld zu verdienen oder Ruhm zu ernten.- Nach dieser Philosophie lebte er über 90 Jahre lang. Er war der Lehrer von RICHARD KIM und OYAMA MASUTATSU.